Rund 90 Unternehmen des Landes bewarben sich in diesem Jahr um den Zukunftspreis Brandenburg. Im Jahr 2004 erstmals von der IHK Frankfurt (Oder) und der Märkischen Oderzeitung für die Region Ostbrandenburg vergeben, kamen im Laufe der Jahre weitere Partner hinzu. Heute ist der alljährlich ausgelobte Zukunftspreis eine der renommiertesten Wirtschaftsauszeichungen des Landes. Am 6. November wurden auf Schloss Neuhardenberg die acht Preisträger des 2015er Jahrgangs geehrt.
Mit ihren Geschäftsideen und -entwicklungen überzeugten sie die 17-köpfige Expertenjury. Für die zählten die Innovationskraft genauso wie das Engagement für Mitarbeiter und Region. „Unsere Wirtschaft ist in den vergangenen 25 Jahren zunehmend innovativer geworden und hat sich damit Veränderungen des Marktes erfolgreich angepasst. Wer konkurrenzfähig bleiben will, muss bekannte Pfade verlassen“, so Dietmar Woidke bei der Verleihung in Neuhardenberg. Der Ministerpräsident hob besonders hervor, dass Innovationen nicht nur im Hochtechnologie-Sektor möglich seien. Das zeige die Auswahl der Preisträger. Woidke wörtlich: „Der Wirtschaftsstandort Brandenburg profitiert von hochinnovativen Flugzeugturbinen und Hybridkraftwerken. Er lebt aber auch vom Handwerk, vom Bäcker und vom Schreiner. Auch dort gibt es sie, die tollen Ideen und Innovationen. Wo Bodenständigkeit und Pioniergeist aufeinandertreffen, ist unsere Wirtschaft besonders stark.“ Der Ministerpräsident hob hervor, dass viele Unternehmer nicht nur den eigenen, sondern auch den Zugewinn für die Gesellschaft im Auge hätten. Engagement für Kommunen und Regionen, für Ausbildung und Fachkräfte, für ein lebenswertes Arbeitsumfeld – all das sei wichtig.
Die Preisträger
BEFA Belziger Fahrzeugbau GmbH, Bad Belzig
Die Belziger Fahrzeugbauer sind Individualisten. Sie fertigen Anhänger für den Holztransport sowie Fahrzeugaufbauten mit und ohne Ladekran. Hier ist robuste Technik gefragt – ein Nischenmarkt, auf dem das Unternehmen sehr erfolgreich agiert. Für diesen Erfolg und die überdurchschnittliche Fachkräfteförderung des zur Wendezeit gegründeten Unternehmens erhielt die BEFA Belziger Fahrzeugbau GmbH die begehrte Auszeichnung. „Innovation entsteht bei uns im Kontakt mit dem Kunden, denn jedes Fahrzeug ist ein Unikat“, berichtet die Betriebsleiterin Nadin Schwarz. Das Unternehmen bietet jedes Jahr vier Ausbildungsplätze an, betreut Bachelorarbeiten, engagiert sich in der Berufsorientierung für Schüler und schreibt einen firmeneigenen Innovationspreis aus. Und noch ein anderes Stichwort fällt bei der Begründung zur Auszeichnung: Frauenpower. Betriebsleiterin Nadin Schwarz setzt für die Zukunft verstärkt auf umweltfreundliche Produkte sowie auf Leichtbaukonstruktionen. www.befabelzig.de dachbleche24 GmbH, Wriezen
Alles Gute kommt von oben? Bei der dachbleche24 GmbH kommt Qualität von oben. Innerhalb von viereinhalb Jahren haben es die beiden Geschäftsführer Michael Wagner und Philipp Milz mit eigener finanzieller Kraft geschafft, aus den Resten einer insolventen Firma den Weg zum Marktführer im Online-Handel mit Dachblechen zu ebnen. Ihr junges dynamisches Team ermöglicht es den Kunden dabei unkompliziert und einfach zum richtigen Angebot zu gelangen. Gleichzeitig wird viel Wert auf hohe Qualität gelegt. Gegenwärtig planen die beiden Geschäftsführer, zwei weitere Niederlassungen unter Dach und Fach zu bringen. Das Unternehmen unterstützt eine ganze Reihe von Einrichtungen an seinem Hauptsitz-Standort in Wriezen und zeigt damit die Verbundenheit zur Region. www.dachbleche24.de EBK Krüger GmbH & Co. KG, Teltow
„Die beste Anwort auf Fachkräftemangel ist, keine zu verlieren“, weiß Daniel Heidrich, Geschäftsführer der EBK Krüger GmbH und Co. KG. Die EBK überzeugte die Jury besonders durch ihr nachhaltiges Geschäftsmodell sowie die professionelle Planung und Umsetzung der Unternehmensnachfolge von 2007 bis 2013. Dadurch konnten 120 Arbeitsplätze gesichert werden. Das mittelständische Unternehmen mit Standorten in Teltow und Marienfelde bietet sowohl Ingenieursdienstleistungen in den Bereichen End of Life Lösungen, Klein- und Mittelserienproduktion und Musterbau/Prototyping als auch ein eigenes Produktportfolio, das beispielsweise Automotiv-Motorkomponenten, Relais, Magnete und Steckverbinder umfasst. Vorbildlich sind neben der gelungenen Unternehmensnachfolge das hohe gesellschaftliche Engagement in der Region, die vielfältigen Formen der Mitarbeiterbindung – so übernimmt das Unternehmen die Kita-Kosten –, die Zusammenarbeit mit den Hochschulen und die kontinuierliche Steigerung der Ausbildungsplätze. www.ebk-gruppe.de Elbenwald GmbH, Cottbus
Im Jahr 2000 gründeten die drei Studenten Alexander Lapeta, Jens Geppert und Dirk Wiedenhaupt in Cottbus eine Firma für den Handel mit Fantasy-Produkten. Damit startete eine fantastische Unternehmensgeschichte. Die Elbenwald GmbH hat heute über 100 Mitarbeiter, neben dem Cottbuser Hauptsitz betreibt sie deutschlandweit 13 Filialen und ist Deutschlands größter Fantasy-Shop. Dass bei Elbenwald die Lust an der Innovation, technisches Verständnis und solides betriebswirtschaftliches Know-how vereint sind, belegen die kundennahe Produktentwicklung, das innovative Marketing und die beeindruckenden Wachstumszahlen. Dazu kommt, dass Elbenwald als familienfreundliches Unternehmen der Stadt Cottbus ausgezeichnet ist und freiwillig viele Umweltstandards erfüllt. www.elbenwald.de
Geldner Moebeltischlerei, Müncheberg
Individualität durch Kreativität und Qualität statt Einheitslook aus dem Möbelhaus war der Grundgedanke bei der Gründung der Geldner Moebeltischlerei. Der junge Firmenchef bewies bereits während seines Bildungsweges Zielstrebigkeit und Erfolgswillen. Nach der Lehre absolvierte er als Geselle nebenberuflich die Meisterschule. Anschließend legte er die Aufstiegsqualifizierung zum Betriebswirt nach Handwerksordnung nach. Der Müncheberger investierte im Jahr 2013 einen Millionenbetrag in eine hochmoderne Produktion und Halle, die ihm und seinem Team ein Höchstmaß an Individualität und Formenvielfalt ermöglicht. Längst ist die Tischlerei über die Grenzen der Region hinaus bekannt, so kommen Aufträge aus Berlin und Hamburg, doch die Produktion bleibt in der Region. Deshalb denkt der qualitätsbesessene Handwerker bereits über eine zweite Fertigungshalle in Müncheberg nach. Gründe für die Jury, sich für Marcus Geldner zu entscheiden, der sich für seine Region und die Ausbildung des Handwerkernachwuchses stark macht. www.geldner-moebeltischlerei.de
L. Dietze & Sohn Fördertechnik GmbH, Schorfheide OT Finowfurt
Bewegend ist bei diesem Unternehmen nicht nur die Technik, sondern auch die Familiengeschichte, die bis ins Jahr 1880 reicht. Bei der Firma L. Dietze & Sohn Fördertechnik GmbH dreht sich alles um Gabelstapler, die vermietet, verkauft und repariert werden. Gegenwärtig wird das Familienunternehmen von der vierten Generation geführt, die fünfte steht bereits in den Startlöchern. Zu den besonderen Leistungen der Dietzes zählt zudem das starke Engagement für die Mitarbeiter. Jedes Jahr starten hier junge Menschen ihre Ausbildung und haben so eine Perspektive. Zugleich sorgt das Unternehmen so für den eigenen Fachkräfte-Nachwuchs. Die guten Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeiter sind der Grund, dass es im Unternehmen kaum Fluktuation gibt. www.dietze-ft.de
Stahlwasserbau Beeskow GmbH, Beeskow
Es waren besondere Momente für das Team um Eigentümer und Geschäftsführer Uwe Tillmann, als Anlagen aus seinem Werk beim Elbehochwasser im Juni 2013 die Altstadt von Dresden vor einer erneuten Katastrophe bewahrten. Die Stahlwasserbau Beeskow GmbH ist ein Meister in der Konstruktion von Anlagen, Toren und Schiebern für die verschiedensten Wassergegebenheiten. Aus einer kleinen Werkstatt vor über 20 Jahren entwickelte sich eine erfolgreiche GmbH, bei der inzwischen 65 Angestellte und sieben Lehrlinge arbeiten. Dieses Team aus Ingenieuren, Technikern, Monteuren, Metallbauern, Schlossern, Schweißern, Zerspanern und Farbgebern garantiert durch Produktionstiefe, Know-how und eine werkseigene Produktionskontrolle Spitzenprodukte. Die Anlagen der Stahlwasserbau Beeskow sind daher weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus zu finden. Und sogar über Deutschlands Grenzen hinaus. Der mittelständische Betrieb übernimmt zudem Verantwortung, indem er gezielte Maßnahmen zur Emissionsreduzierung einführt und auch Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze anbietet. www.swb-beeskow.de
T&T medilogic Medizintechnik GmbH, Schönefeld
Wo der Schuh drückt, ist für Patienten, Sportler und „Otto Normalverbraucher“ gar nicht immer so einfach zu beantworten. „Wir sind die Sichtbarmacher“, sagt Dr.-Ing. Heiko Tober, der 1992 das Unternehmen T&T medilogic Medizintechnik gründete. Schwerpunkt ist das Gebiet der Biomechanik des menschlichen Stütz- und Bewegungssystems. Hauptprodukt von T & T medilogic ist die „WLAN-Sohle“, mit der die Druckbelastung der Füße in Schuhen gemessen werden kann. Die Ergebnisse helfen, dass Patienten – zum Beispiel Diabetiker – mit passgenauen, individuellen Einlagen und anderen orthopädischen Hilfsmitteln versorgt werden können. Bei ihren Produkten und Dienstleistungen legen die elf Mitarbeiter des Unternehmens großen Wert auf die leichte Bedienbarkeit der komplexen Hard- und Software-Anwendungen. Neben seinem Hauptsitz in Schönefeld hat T & T medilogic Vertretungen in Nordamerika, Asien und Europa aufgebaut. Seiner gesellschaftlichen Verantwortung kommt das Unternehmen insbesondere bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nach. www.medilogic.com
Geehrt für sein Lebenswerk
So viel Rummel um seine Person mag der 73-Jährige nicht. Im Sommer mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburg ausgezeichnet, erhielt Heiner van de Loo, Geschäftsführer der Zahnradwerk Pritzwalk GmbH, in Neuhardenberg den Sonderpreis für sein Lebenswerk. Anders als für den „regulären“ Zukunftspreis sind für den Sonderpreis keine Eigenbewerbungen zugelassen. Neben seiner Leistung, das Zahnradwerk nach dessen Übernahme im Jahr 1993 zu einem erfolgreichen Betrieb zu entwickeln, ehrt die Jury ihn vor allem für sein regionales, soziales Engagement für die Region im Nordwesten Brandenburgs. Das Zahnradwerk Pritzwalk ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Prignitz, dessen Erzeugnisse bis in die USA und nach China exportiert werden. Befragt nach den unternehmerischen Tugenden, die diese erfolgreiche Entwicklung möglich machten, nennt der Ingenieur zuallererst zufriedene Mitarbeiter, für die er immer ein offenes Ohr hatte und hat. „Das schafft Verlässlichkeit“, weiß Heiner van de Loo, der bereits drei Jahre nach der Übernahme des Betriebes begann, junge Leute auszubilden und ihnen eine Perspektive im eigenen Werk zu geben. „100 sind es wohl im Laufe der Jahre“, berichtet der Firmeninhaber, der inzwischen das operative Tagesgeschäft an seinen Sohn und einen Geschäftsführer übergeben hat. Große Worte gab er ihnen nicht mit auf den Weg, denn „zufriedene Kunden gewinnt man durch moderne Fertigungsmethoden, Qualitätsarbeit, Liefertreue und einen freundlichen Umgang miteinander.“ Das klingt einfach. Ein Büro hat der agile Unternehmer noch in seiner Firma und auch als streitbares Mitglied bleibt er dem Verein „Regionaler Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse“ und der Max-Planck-Gesellschaft erhalten. www.zahnradwerk.com