Die Natur ist ein Organisationsgenie! Kaum ist der Spargel geerntet, werden die Beeren reif. Ab Anfang Juli sorgt die Heidelbeere für ein blaues Wunder. Die Früchte sind ein idealer Snack, kleine Kraftpakete und natürliche Schönheitsexperten.
Blaubeere, Schwarzbeere, Heidelbeere, Mollbeere – die blaue Frucht hat viele Namen. Kulturheidelbeeren stammen ursprünglich aus Amerika, wo sie bereits seit mehr als 100 Jahren gezüchtet werden. Seit den 1920er-Jahren kultivieren Gartenbauer die blauen Beeren auch in Deutschland. Kulturheidelbeeren zählen botanisch zur Familie der Heidekrautgewächse und gedeihen am besten auf einem sauren, humosen und luftdurchlässigen Boden. Den finden die blauen Powerfrüchte in Brandenburg reichlich, nach dem Sanddorn sind sie die zweitwichtigste Strauchbeerenart des Landes. Rund 20 landwirtschaftliche Betriebe produzieren Heidelbeeren, Anbauflächen sind in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark, Barnim, Havelland, Märkisch-Oderland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Teltow-Fläming und in der Prignitz."
Kulturheidelbeeren oder die heimischen Blaubeeren, die wild im Wald wachsen? Das ist keine Gewissensfrage, denn beide sind nur entfernte Verwandte. Mal ganz abgesehen davon, dass das Pflücken der durchgehend blau gefärbten heimischen Beerenfrüchte an den niedrigen, krautigen Büschen eine Herausforderung für Geduld und Rücken ist, übertreffen Kulturheidelbeeren ihre kleinen europäischen Verwandten nicht nur in der Größe, auch ihr Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen ist zum Teil erheblich höher. Sie sind kleine Kraftpakete. Doch wo Licht ist … Naturschützer warnen vor dem unkontrollierten Ausbreiten der Kulturheidelbeer-Sträucher. Sie sind gefährliche Eindringlinge in bisher ungestörte Biotope und können die natürliche Vegetation von Mooren durch Konkurrenz vernichten.
Beerenstark
Wie beerenstark die kleinen Kraftpakete sind, belegt auch eine Geschichte, die Prof. Dr. agr. Fritz-Gerald Schröder von der Landbaufakultät der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden (FH) erzählt: In Zeiten, als die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen steckte und der Autopilot noch nicht erfunden war, wurden Piloten von den Ärzten angehalten, regelmäßig Heidelbeeren zu essen. Die Mediziner dieser Zeit vertrauten auf die Nährstoffvielfalt der Früchte, die dafür sorgen sollte, die empfindliche Netzhaut des Auges zu schützen, damit die Piloten vor allem nachts besser sehen konnten. Heute sind die Heidelbeeren wissenschaftlich erforscht und wir wissen längst, dass die blauen Früchte nicht nur gut schmecken und vielseitig zu verwenden sind, sondern auch äußerst gesund sind. „Heidelbeeren sind antioxidative Kraftwerke der Natur“, weiß Prof. Schröder. „Der blaue Farbstoff – die Anthocyane – ist der wertgebende sekundäre Inhaltsstoff. Er fängt die freien Radikale weg und sorgt damit für einen natürlichen Anti-Aging-Effekt. Da die freien Radikale Ursachen für Zellveränderungen sind, senken die Antioxidanzien zugleich das Risiko, an Krebs zu erkranken, und beugen chronischen Krankheiten vor“, erklärt der Wissenschaftler. Die Blaubeere wirkt präventiv gegen Herzerkrankungen, Krampfadern, Hämorrhoiden und Magengeschwüre. Prof. Schröder verweist auf die wertvollen Pektine, die heilsam für Magen und Darm sind, sowie auf das Kalium, das die Heidelbeere reichlich enthält. Der Mineralstoff steuert die Herzfrequenz und senkt den Blutdruck.
Bleibt die Frage, wie viele Blaubeeren wir täglich essen sollten, damit wir die positiven Folgen allesamt mitnehmen. „Eine bis zwei Tassen pro Tag“, rät Experte Schröder. Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich 100 g hierzulande ist da noch reichlich Luft nach oben. Prof. Schröder wählt gern die Metapher „Bonbons der Natur“, wenn er von Heidelbeeren spricht. Gut so, wir wollten schon immer, dass Naschen zur Gesundheit gehört. Eins enthalten die Heidelbeeren allerdings nicht: viele Kalorien. Damit sind sie eine ideale Erfrischung für heiße Sommertage.
Das blaue Wunder der Natur
Die dicken Blauen sind vielseitig verwendbar. Populär sind sie im Müsli, Quark, Joghurt und Smoothie oder als Belag bei Gebäck wie Muffins und Pfannkuchen. Für hausgemachte Hefeklöße mit Heidelbeeren ernten Köche offenen Szeneapplaus. Fortgeschrittene in der Küche zaubern mit den blauen Früchten Ausgefallenes wie Mandel-Panna-Cotta mit Blaubeeren und mischen sie als Farbenbringer in Pasta, Gnocchi, Aufläufe, auf Flammkuchen oder in den Salat. Und dann ist da noch der Heidelbeerlikör. Einfach beerig!
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