Ein Brandenburger Kopf

Foto: Mattia Tezzele / Deutsche Filmakademie e. V.

Susanne Bormann, Schauspielerin

Kinder, die in Kleinmachnow aufwuchsen, trafen manchmal Talent-Scouts bei ganz alltäglichen Situationen: im Eisladen, beim Schwimmen oder weil man sich eben kannte. Schließlich lebten hier zu DEFA-Zeiten viele, die mit dem Film zu tun hatten. Bei Susanne Bormann war es ein Casting an ihrer Kleinmachnower Schule, das für Michael Gwisdeks Regiedebüt „Treffen in Travers“ die Filmtochter von Corinna Harfouch suchte und in dem blonden, zarten Mädchen mit den blauen Augen fand. Das war 1987 und Susanne Bormann acht Jahre alt. Zwei Jahre später stand das Mädchen aus Kleinmachnow erneut – diesmal in Horst Seemanns „Zwischen Pankow und Zehlendorf“ – vor der Kamera. Schauspielerin? Das stand als Berufswunsch auf der Liste nach dem Abitur nicht ganz oben. Und doch landeten in schöner Regelmäßigkeit Angebote bei Susanne Bormann. Die Fachwelt horchte erstmals 1996 auf, als Susanne Bormann für ihre Hauptrolle als Pattie im Fernsehfilm „Abgefahren“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Da war sie 17. Es folgten weitere Film- und Fernsehrollen, darunter in den Andreas-Dresen-Filmen „Raus aus der Haut“ und „Nachtgestalten“, für die es beim FilmKunstFest Schwerin einen Darstellerinnenpreis sowie eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis gab. Andreas Dresen war es auch, der die junge, talentierte Schauspielerin überzeugte, an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock zu studieren. Danach folgten ein Engagement am Nürnberger Staatstheater und Filmrollen, die sich einprägten, darunter im Psychodrama „Gegenüber“, im Antikriegsfilm „Mörderischer Frieden“ und im RAF-Drama „Der Baader Meinhof Komplex“."

Mittlerweile gehört Susanne Bormann zu den bekanntesten Schauspieler-Gesichtern hierzulande. Häufig entscheiden sich Regisseure gerade für sie, weil sie den Spannungsbogen zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke in allen Facetten zwischen Aufbegehren, Mut und Trotz spielerisch beherrscht. In die Wohnzimmer kam sie – neben Rollen in „Tatort“ und verschiedenen Filmen – von 2012 bis 2015 als Kommissarin in der ZDF-Krimi-Serie „Letzte Spur Berlin“.

Aktuell startete die 39-Jährige gemeinsam mit Regisseur Christian Schwochow einen Podcast für die Deutsche Filmakademie, dessen zweite Staffel im Herbst erscheinen wird. CLOSE UP erzählt über das Filmemachen. Die Schauspielerin und der Regisseur sprechen mit Schauspielern, Produzenten, Bildgestaltern, Editoren und Castern über die Liebe zum Film, das Besondere des jeweiligen Handwerks, über Niederlagen, Erfolge, Inspirationen und Visionen.

Privates hält die 39-Jährige privat, wobei der Babybauch und das strahlende Lachen bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises Ende April auch ohne Home-Story ihr Glück zeigt. Es ist ihr zweites Kind mit dem Jazz-Musiker Nicolai Ziel. Ach ja, Kinderfilme kann sie auch. Ihr jüngster, „Amelie rennt“, war für den Deutscher Filmpreis 2018 als bester Kinderfilm nominiert.

von Johanna Vogtländer

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