Zukunftspreis Brandenburg 2018

Die Gewinner des Zukunftspreises Brandenburg 2018 mit den Laudatoren und Partnern der Auszeichnung - Fotos: Winfried Mausolf

56 Brandenburger Unternehmen hatten sich 2018 um den Zukunftspreis des Landes beworben. Am 9. November wurden die Gewinner auf Schloss Neuhardenberg geehrt. Mit ihren Geschäftsideen und Entwicklungen überzeugten sie die Jury von ihren besonderen Leistungen für die Brandenburger Wirtschaft. Alle Preisträger zeichnen sich neben ihren unternehmerischen Leistungen durch Engagement für ihre Mitarbeiter und ihre Region aus.

Weniger Müll in Potsdam: Potsdams designierter Oberbürgermeister Mike Schubert, Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger, Marie-Luise Glahr von der Potsdamer Bürgerstiftung und Tobias Exner (v. l.) – Foto: Annett Ullrich

Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke gratulierte den Ausgezeichneten und verwies auf die Bedeutung regionaler Unternehmen für das gesamte Land Brandenburg. Unter den Gewinnern war die Bäckerei Exner aus Beelitz. „Die familiengeführte Bäckerei Exner überzeugt in einem Handwerk, das einem starken Wandel unterworfen ist. Dies gelingt ihr durch Überblick und Weitsicht, insbesondere durch erfolgreiche Personalbeschaffung und intensive Werbung um den Nachwuchs. Die Produkte werden einer ständigen Qualitätskontrolle unterzogen und kontinuierlich verbessert. Die Bäckerei Exner ist ein unternehmerisch erstklassig geführter Bäckerei- und Konditoreibetrieb, der den Blick über den ‚Tellerrand‘ in Richtung Zukunft richtet und innovative Wege zur Bindung von Mitarbeitern einsetzt. Dazu gehören unter anderem ein eigenes Schulungszentrum und Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Die hohe Kontinuität des Umsatzes steht für den Erfolg dieser Unternehmensstrategie“, so die sachlich formulierte Begründung der Jury. Weitaus emotionalere Worte fand Laudator Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam: „Wer in ein Geschäft der Bäckerei Exner tritt, der geht nicht einfach in irgendeinen Laden. Er tritt ein in eine Wohlfühlwelt: in der es duftet, ein gemütlicher Sitzbereich wartet. In der Brot und Backwaren so präsentiert sind, dass man am liebsten von allem etwas mitnehmen und probieren möchte.“ Gerade eröffnete das Familienunternehmen in Potsdam-Fahrland eine neue Filiale. Der Handwerkskammerpräsident lobte Bäckermeister Exner als „Paradebeispiel für einen innovativen und dynamischen Handwerksmeister“, der in seiner Backstube experimentiert und neue Angebote kreiert. Ein markantes Beispiel dafür ist das eigens entwickelte PotsPRESSO-Brot, das am 19. November gemeinsam mit Brandenburgs Agrarund Umweltminister Jörg Vogelsänger und dem designierten Oberbürgermeister Potsdams Mike Schubert zum Start in die Europäische Woche der Abfallvermeidung in einer Filiale der Bäckerei Exner vorgestellt wurde. Die Potsdamer Bürgerstiftung initiierte den PotsPRESSO- Mehrweg-Pfandbecher (wir berichteten in unserer Herbstausgabe ausführlich darüber – Anmerk. der Red.), um Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Die Potsdamer Filialen des Familienunternehmens nehmen an diesem material- und müllsparendem Projekt teil.

Kathleen und Tobias Exner mit Laudator Robert Wüst –

Zukuftspreis-Laudator Robert Wüst verwies darauf, dass es gegenwärtig gerade Nahrungsmittelhandwerker nicht leicht haben, da vor allem die Supermärkte das Geschäft mit Backwaren immer weiter ausbauen. Dem setzt das Familienunternehmen aus Beelitz etwas ganz Eigenes entgegen: „Kundenservice, Qualität, neue Ideen, das richtige Marketingkonzept“, so Laudator Robert Wüst. „Ihre Zutaten kommen aus der Region, Sie backen in Familientradition. Jedes Detail verrät: Hier ist Handwerksqualität zu finden! Sie gehören zu den Bäckermeistern, die ihr Handwerk von ganzem Herzen lieben. Sie geben jungen Menschen die Chance, sich eine Zukunft in der Heimat aufzubauen. Ihre Ausbildungsleistung wurde mehrfach ausgezeichnet. Sie spenden einen Teil Ihrer Verkaufserlöse und sind Unterstützer verschiedenster Aktionen in Ihrer Region.“ Übrigens: Brot ist deutsches Kulturgut und wird als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO anerkannt. Innungsbäcker (und nur solche!) können ihre besonderen Brotschöpfungen im Brotregister des Deutschen Bäckerhandwerks eintragen lassen. Bäckermeister Exner hat sechs Sorten (Exner Steinofenbrot, Landbrot, Roggenmischbrot, das Kernige, die Beelitzer Landkruste und das Mühlenbrot) in das Register des ursprünglichen Brotgeschmacks eintragen lassen. Gegenwärtig absolviert Tobias Exner eine Ausbildung zum Brot-Sommelier. Verbunden damit initiierte er eine „Brot-Challenge“. Gemeinsam mit Kundinnen und Kunden, die sich für das Projekt begeistern, isst er 100 Tage lang statt Kartoffeln, Reis oder Nudeln zu allen Mahlzeiten Brot und will damit beweisen, dass Brot alles andere als ein Dickmacher ist. Der Selbstversuch wird ärztlich begleitet und lief bei Redaktionsschluss noch, aber der Bäckermeister hatte da bereits einige Pfunde verloren.

Preis für das Lebenswerk

Den Sonderpreis erhielt Karin Genrich aus der Hand von Peter Heydenbluth, Präsident der IHK Potsdam

Der Sonderpreis ging in diesem Jahr an Karin Genrich, von der Jury als „Grand Dame des Potsdamer Modehandels“ bezeichnet. Das geht schwer von den Lippen, denn die Potsdamerin ist voller Energie und hat Pläne, auch wenn sie gern zugibt, dass sie die Zeit ohne Leistungsdruck genießt. 1987 eröffnete sie in der Gutenbergstraße der damaligen Bezirkshauptstadt Potsdam auf 23 qm die erste private Modeboutique, die fernab vom üblichen Einheitslook Kleidung mit Pfiff und für Individualität offerierte. Da hatte Karin Genrich schon vier Ausbildungen absolviert: die erste als Dekorateurin oder „Gebrauchswerber“ – so die damals fachlich-korrekte Bezeichnung –, die zweite als Betriebswirtin, die dritte als Werbeökonomin und die vierte als Diplom- Pädagogin an der Humboldt-Universität. Mit diesem Kapital und einer Riesenportion Organisationstalent startete sie in ihren außergewöhnlichen Lebensweg. 31 Jahre war sie in Potsdam die Mode-Fachfrau, die nie von Trend zu Trend jagte, sondern Frauen half, ihren Stil zu finden und diesen mit Mode zu betonen. Doch für Karin Genrich war die Welt nie an der Ladentür zu Ende. Sie engagierte sich für die Belebung der Potsdamer City genauso wie für Menschen, die Hilfe brauchten, so Betroffene von Mukoviszidose, die Krebshilfe, die Hospizarbeit, Potsdams autonomes Frauenzentrum und viele mehr. Sie war die erste und bisher einzige Frau im Vorstand des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Von 2005 bis 2016 engagierte sie sich ehrenamtlich als Präsidentin des gemeinsamen Handelsverbandes Berlin-Brandenburg (HBB) und setzte starke Akzente, den Einzelhandel in schwierigen Umbruchzeiten zu stärken. „Handel bedeutet immer die Begegnung von und mit Menschen. Dinge anfassen, sie befühlen und sich darüber austauschen“, bricht sie eine Lanze für den stationären Einzelhandel, der „die Innenstädte belebt und attraktiv macht.“ Viele von ihr angeregten Initiativen, insbesondere in der Potsdamer City, führten die verschiedensten Menschen zusammen, um gemeinsam etwas zu bewegen. Heute ist Karin Genrich HBB-Ehrenpräsidentin, wo ihr fachlicher Rat und ihr analytischer Fachverstand noch immer gefragt sind. Für so viel bürgerschaftliches Engagement gab es viele Ehrungen, so das Bundesverdienstkreuz am Bande im Jahr 2005 und die Goldene Ehrennadel des Deutschen Einzelhandels. 2017 erhielt sie den Verdienstorden des Landes aus den Händen von Ministerpräsident Dietmar Woidke und schrieb sich ins Goldene Buch der Stadt Potsdam ein. „Ihr Einsatz für die Wirtschaft in der Region, aber auch für Verbesserungen auf sozialer und gesellschaftlicher Ebene, war vorbildlich, ihr Auftreten immer herzlich und bescheiden“, heißt es in der Begründung der Jury. Im Sommer 2017 verabschiedete sich Karin Genrich aus dem „aktiven Modegeschäft“ und schloss ihre Boutique in der Potsdamer Jägerstraße. Wie sie selbst zurückblickt? „Voller Dankbarkeit und mit Freude darüber, dass ich das alles erleben konnte“, antwortet sie bescheiden.

Der Zukunftspreis wurde zum fünften Mal gemeinsam von allen Industrie- und Handelskammern und den Handwerkskammern des Landes Brandenburg vergeben. Partner des Preises sind die Deutsche Bank AG, die EWE AG, die Bürgschaftsbank Brandenburg, die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und die Agenturen für Arbeit Frankfurt (Oder) und Eberswalde.

Die Zukunftspreisträger 2018

• H. Lorberg Baumschulenerzeugnisse GmbH & Co. KG aus Ketzin OT Tremmen (Landkreis Havelland), Branche: Handel
• Bäckerei Exner aus Beelitz (Landkreis Potsdam-Mittelmark), Branche: Lebensmittel
• Ulf Tauschke GmbH aus Höhenland (Landkreis Märkisch- Oderland), Branche: Stahlbau
• uesa GmbH aus Uebigau-Wahrenbrück (Landkreis Elbe-Elster), Branche: Elektrotechnik
• se.services GmbH aus Schulzendorf (Landkreis Dahme- Spreewald), Branche: Elektrotechnik
• Der Sonderpreis wurde an die Potsdamer Unternehmerin Karin Genrich verliehen.