Flächendeckend faszinierend

Nur aus bestimmten Blickwinkeln kann man Motive erkennen: 30 000 gemalte Punkte in einer Berliner Zahnarztpraxis - Foto: Markus Hillegaart (S&H)

Lust auf Farbe! Sie vor allem ist in den Arbeiten von Thomas Strauss und Markus Hillegaart zu spüren. Oder vielmehr: die Lust auf den gekonnten Umgang mit ihr. Die Cottbuser Fassaden-Künstler schaffen mit zumeist großflächigen Werken Illusionen und Überraschungen – tatsächliche „Blickfänge“.

Thomas Strauss (li.) und Markus Hillegaart – Foto: STRAUSS & HILLEGAART

Begonnen hat es nach dem Abi, 1995. Ihre Leidenschaft, Wandbilder zu kreieren, machten Strauss und Hillegaart zum Beruf. Die Autodidakten bauten sich das auf, wovon viele träumen: einen Arbeitsort, an dem sie ihre Visionen verwirklichen können. In der Lausitzmetropole sind die inzwischen mehrfach prämierten Fassadenkünstler auch heute noch zu Hause, längst ist ihr Unternehmen STRAUSS & HILLEGAART überregional bekannt. „Entscheidend für die Qualität eines Fassaden- oder Wandbildes“, so war den Künstlern von Anfang an klar, „ist die Idee dahinter.“ Auch technisches Know-how könne diese niemals ersetzen. Hier also ist Kreativität gefragt. Sorgfältiges Planen, von der Farbauswahl und Vorbereitung vor Ort bis hin zur Zusammenstellung der Mitarbeiterteams, schließt sich an."

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Wenn erwünscht, entsteht ein Bruch zur Wirklichkeit, an anderer Stelle wiederum überzeugt die Fassadenkunst dadurch, dass sie jene in sich aufnimmt.

Verdeutlicht den Arbeitsablauf im Heizwerk: Rottöne für die Glut, Blautöne für in der Höhe saubere Luft

Bemerkenswert der Entwurf zum Kraftwerk BoAPlus in Niederaußem, der beabsichtigt, das Werk „verschwinden“ zu lassen: „Oberste Priorität war für uns, ein technisches Gebäude mit der Landschaft zu versöhnen.“ Im Gegensatz dazu ist die Fassade am Müllheizkraftwerk in Ludwigshafen schrill konzipiert. In ihrer Farbigkeit schneidet sie regelrecht ein in Himmel und weiterführende Gebäude. Der Auftrag war für die beiden Unternehmer eine willkommene Herausforderung, bot das Industrieensemble in seinem einheitlichen, hellen Ton doch „beste Voraussetzungen, einen Eyecatcher zu schaffen“, so die Farbkünstler. Elektrizität dagegen wird von ihnen plastischer bedacht: Mit einer imaginären Steckdose illustrierten die beiden das Kundenzentrum der Stadtwerke in Cottbus. „Für die Illusion mussten wir tief in die Trickkiste greifen“, erinnert sich Hillegaart. „Erst mit einem detaillierten 3D-Modell konnten wir ermöglichen, dass das Motiv schließlich von fast allen Seiten die plastische Illusion erzeugt, die es ausmacht.“

Zum Portfolio des Unternehmens gehört auch die Herstellung kleinerer Formate – eine Vorliebe der Lausitzer, welche an die Anfänge der Firmengründung anknüpft. Lust und Leidenschaft für das, was sie tun, sind den beiden seit damals jedenfalls – im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar – nicht abhandengekommen. Ihre Werke, ob überdimensional oder an Innenräume angepasst, zeugen von Können, Stil und Coolness.