Inselparadies mit Deutschstunden

Dr. Stephan Knabe auf dem Gelände der Universität von Karte von São Tomé und Príncipe - Fotos: Dr. Stephan Knabe Stiftung

São Tomé und Príncipe – der kleine afrikanische Staat in Äquatornähe schafft es nur selten in die Schlagzeilen der Weltnachrichten, ehrlich gesagt: eigentlich nie. Die Stiftung des Potsdamer Steuerberaters Dr. Knabe sorgt dafür, dass zumindest viele Brandenburger wissen, was auf den Inseln vor der Küste Afrikas wächst und gedeiht.

Die wenigen Berichte der Reisemagazine beschreiben São Tomé und Príncipe als „Inselparadies“, „Geheimtipp“ oder „Paradies am Äquator“. Aber das war es nicht, was Dr. Stephan Knabe im Jahr 2017 zum ersten Mal in den zweitkleinsten afrikanischen Staat lockte, eher „eine Portion Abenteuerlust“, wie der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer verrät. Nichtstuend am Strand zu liegen ist offensichtlich seine Sache nicht, denn schon in den ersten Tagen traf er Diana Jordao da Cruz, eine in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geborene Sprachwissenschaftlerin, die an der Universität von São Tomé Deutschlehrer ausbildet. Sie berichtete über schwierige Rahmenbedingungen für die jungen afrikanischen Frauen und Männer in einem Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahren ist. „São Tomé und Príncipe ist ein friedliebendes Land, das sehr viele Chancen hat, sich gut zu entwickeln. Das funktioniert nicht ohne Sprachen“, weiß Stephan Knabe, Inhaber und Chef einer der größten und erfolgreichsten Brandenburger Steuerberaterkanzleien mit 90-jähriger Firmengeschichte. Das war die Initialzündung für die Gründung der Dr. Stephan Knabe Stiftung, die das Ziel verfolgt, den Archipel durch die Förderung des Kulturaustausches, Stipendien und den Aufbau wirtschaftlicher Kontakte zu unterstützen. Die Gemeinnützigkeit der Stiftung ist anerkannt. Die Hilfe vor Ort begann sehr schnell, denn „auf São Tomé und Príncipe kann man mit wenigen Mitteln sehr viel erreichen“, so Stephan Knabe."

Dr. Stephan Knabe (l.) beim Empfang durch den Ministerpräsidenten des Landes, Dr. Jorge Bom Jesus (3. v.l.), und die Bildungsministerin, Dra. Julieta Rodrigues (4. v.l.)

Inzwischen trägt die Stiftung den gesamten Lehrstuhl zur Ausbildung der Deutschlehrer an der Universität des Archipels. Letzten Sommer ermöglichte die Dr. Stephan Knabe Stiftung Studentinnen und Studenten ein Sprachpraktikum in Deutschland. Die angehenden Deutschlehrer waren dann auch Gäste bei der Eröffnung des neuen Firmensitzes der Kanzlei in der Potsdamer Schiffbauergasse. Die Stiftung arbeitet bei vielen ihrer Vorhaben mit dem Goethe-Institut zusammen. Und es gibt viele weitere Projekte, denn der Potsdamer Unternehmer steckt mit seinem Elan und Engagement an und findet Wege, Mitstreiter zu begeistern. So erhielten die Kunden der Kanzlei im Dezember 2019 ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: Schokolade von den Inseln und – neben den Weihnachtsgrüßen – eine Information über das jüngste Stiftungs-Projekt. Denn die sammelt gerade Mittel, damit die Universität ein Computerlabor eröffnen kann, einschließlich Netzwerktechnik und Sanierung der Räume. Die Schokolade war dabei nicht zufällig gewählt, sondern kommt von den Inseln, denn Kakaobohnen gehören seit Jahrhunderten zu den wahren Schätzen der Insel. In den 1920er- Jahren war São Tomé der größte Kakaoproduzent der Welt. Heute streben die Inseln an, verlorenes Terrain wieder zu gewinnen, und haben dabei ein großes klimatisches Plus: Durch die herrschenden Temperaturen kann auf den Röstungsprozess verzichtet werden. Die Schokolade, die aus diesen Kakaobohnen produziert wird, ist dunkel und kommt weitestgehend ohne Zucker aus, ohne dabei bitter zu schmecken. Die Stiftung arbeitet gegenwärtig daran, Schokolade, die auf São Tomé und Príncipe auch produziert wird, nach Deutschland zu importieren, „weil das ein sympathischer Botschafter für das Land ist und Türen öffnet“, so Stephan Knabe. Ein weiterer Schatz des Insel- Landes ist Kaffee. Hier gedeiht gegenwärtig ein Projekt mit der Potsdamer Kaffeerösterei Junigk, die eine neue Röstung vorbereitet. Der Name ist bereits gefunden: Monte Café, so heißt die Kooperative, von der die Bohnen kommen. Ein weiterer Schatz der Insel ist die Natur. „Ökotourismus hat eine gute Chance“, weiß Stephan Knabe. Vor den Küsten locken großartige Tauchreviere. Für den Erhalt der des Lebensraumes unterstützt der deutsche „Blue Action Fund“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) den Aufbau einer Meeresschutzzone. Um dem Tourismus aus den Kinderschuhen zu helfen, hat die Dr. Stephan Knabe Stiftung die in Lissabon lebende deutsche Reiseautorin Kathleen Becker beauftragt, den ersten deutschen Reiseführer von São Tomé und Príncipe zu schreiben. Die Stiftung wird Verleger und Herausgeber, noch in diesem Jahr soll das Buch erscheinen.

Deutschstunde mit Diana Jordao da Cruz

Dass die Frauenfußball-Mannschaft von São Tomé und Príncipe neue Trikots hat, auf denen der Name der jeweiligen Spielerin steht, ist der Begeisterung von Dr. Stephan Knabe für Frauenfußball zu danken, schließlich spielen auch seine beiden Töchter in der Nachwuchsmannschaft von Turbine Potsdam. Das Echo im Land auf die neuen Trikots samt Bällen war so groß, dass der Potsdamer Stiftungsgründer vom Ministerpräsidenten des Landes, Dr. Jorge Bom Jesus, empfangen wurde. Er bedankte sich für das vielfältige Engagement des Potsdamer Unternehmers, insbesondere für die Unterstützung der Bildung im Land.

Bleibt die Frage, was Stephan Knabe antreibt, jährlich 50.000 Euro allein für den Lehrstuhl der Universität zu spenden. „Ich hatte viel Glück im Leben. Dessen bin ich mir bewusst. Ich wuchs behütet auf, hatte Bildungschancen, die ich nutzen konnte, studierte, lernte Sprachen und vervollkommnete mein Wissen in mehreren Ländern. Ich hatte Erfolg beim Aufbau der Kanzlei. Da ist es doch nur logisch, dass man etwas zurückgeben möchte“, begründet das der promovierte Ökonom. „Ich habe die Deutsche Stiftung gegen Leukämie gegründet, als Kanzlei haben wir mit verschiedenen Aktionen mehrfach die Potsdamer Tafel unterstützt. Auch wenn es banal klingt: Helfen macht Spaß und gibt eine tiefe Befriedigung.“