Wandkunst

Fotos: Christiane Flechtner

Ob bunt oder einfarbig, gemustert oder gestreift, bebildert oder bemalt – an den eigenen vier Wänden hat die Raufaser-Tapete ausgedient. Langweilig und eintönig war gestern – Clarissa Dreier kreiert in der Gräflich Münster’schen Manufaktur in Hohen Neuendorf Tapeten und Wandbilder für ausgesucht schönes Wohnen.

„Der Kern der Manufaktur kommt von meinem Großvater, der großer Möbelrestaurator war“, erinnert sich Clarissa Dreier. Sämtliche Ferien habe sie bei ihm in der Werkstatt in Franken verbracht und mit den Gesellen und Meistern Möbel mitrestauriert, bis sie 14 Jahre alt war. „Irgendwie ging mir das ins Blut über und hat mich nicht mehr losgelassen. Die Auseinandersetzung mit Stilrichtungen und Materialien hat sie auch in ihrem ursprünglichen Beruf begleitet: „Ich komme aus der Werbung, genauer aus der Konzeption“, erklärt die 51-Jährige. Auf die Frage nach dem Namen der Manufaktur antwortet sie locker: „Ich bin eine geborene Gräfin Münster. Gräflich Münster’sche Manufaktur – kurz GMM – handelt sich also nicht um einen Fantasienamen, und deshalb beinhaltet unser Logo auch die goldenen Punkte als stilisierte Krone.“

Somit sei die jahrhundertelange Tradition weiterhin in ihre Manufaktur integriert. „Allerdings ist es wichtig, Tradition zu überdenken ob ihrer Sinnhaftigkeit“, sagt sie. „Meine Devise ist, das Wesentliche zu behalten und weiter zu entwickeln.“ So sei die Tradition verbunden in einem Werteanspruch, einerseits qualitativ hochwertiges Material zu nutzen und auf möglichst reine Biomaterialien zu verarbeiten. Zudem gibt es bei der GMM bis heute nur „Print on Demand“, das heißt, es wird nichts auf Halde vorproduziert, sondern erst bei Bestellung – und die Tapete oder das Wandbild wird dann ganz konkret auf die Größe der Wand hin produziert. „Wir haben also keinerlei Abfall produziert, sondern alles wird verwertet“, fügt Dreier hinzu. Zusätzlich ist die Tapete PVC-frei, ohne jegliche Lösungsmittel und atmungsaktiv 2001 hat sich die kreative Designerin, als die ersten Digitaldruck-Waren wie T-Shirts auf den Markt kamen, an den Digitaldruck herangetastet und mit Tapetenborten angefangen. Das bedeutet, in diesem Jahr feiert die Manufaktur ihr 20-jähriges Bestehen.

Dabei ging es ihr nie um das Geld, sondern darum, den Kunden genau das anzufertigen, was am besten passt. Sie selbst sagt von sich: „Ich bin die schlechteste Verkäuferin aller Zeiten, denn ich verkaufe den Leuten nie das teuerste, sondern schaue mir ganz genau an, was sie für ihre Wände brauchen – unabhängig vom Preis. „Ich habe eben große Freude daran, wenn ich den Lebensraum von Menschen schöner machen kann“, erklärt sie. Ihre Ehrlichkeit und kompetente Beratung kommen an, denn mittlerweile seien viele ihrer Kunden „echte Wiederholungstäter“. Diese kommen nicht nur aus Berlin und Brandenburg, sondern auch aus Frankreich und der Schweiz und sogar aus den USA. „Es gibt auch nichts Entzückenderes, als wenn es im Handy ‚Pling‘ macht und mir ein Kunde ganz stolz ein Foto von seinen neu gestalteten Wänden schickt“, fügt sie hinzu.

Clarissa Dreier

110 verschiedene Designfamilien mit unterschiedlichen Farben hat die Manufaktur im Angebot. Viele Motive sind Malereien oder Zeichnungen von Künstlern – etwa die elegante Kunst-Tapete „Rennpferde“ nach Edgar Degas, die galante Kunst-Tapete „die Vogelfänger“ nach François Boucher oder „Maskenball im Pariser Casino“ nach Toulouse-Lautrec. Auf diese Weise kann Clarissa Dreier der Welt Kunst und Kultur ein Stückchen näherbringen – mitten ins Wohnzimmer oder in die Küche. Hinzu kommen individuelle Wünsche, mit denen die Kunden an sie herantreten. So entwickelt sie sich sowohl motivisch als auch technisch weiter. „In der Kollektion Gräflich Münster’sche Manufaktur für das Haus Hohenberger wird der Digitaldruck verfeinert – etwa durch Vliesstoff oder sogar mit Glasperlen“, fügt sie hinzu.

In der Coronazeit hatte die Manufaktur weiterhin zu tun, doch ihre Familie mit drei Kindern waren vor allem während des Lockdowns eine große Bereicherung. Zudem hat sie eine noch nicht veröffentlichte Wandbildkollektion für die Firma Jordan zusammengestellt, die 2022 mit über 100 Wandbildern auf den Markt kommt. Zeit zum Ausruhen ist also nicht vorhanden. „Stillstand wäre auch nichts für mich, ich lerne stetig und entwickle mich weiter“, sagt sie. Man kann also gespannt sein, welche Tapetenmuster und Farben zukünftig in der Manufaktur kreiert und hergestellt werden …

www.gmm-berlin.com