Ein Brandenburger Kopf

Foto: Annett Ullrich

Ursula Werner,
Schauspielerin, Optimistin, Charakterdarstellerin

1977 war sie als Genossin Dr. phil. Angelika Unglaub in der Filmkomödie „Ein irrer Duft von frischem Heu“ zu sehen. Von 2001 bis 2007 spielte sie die Frau Mell in der Kinder- und Jugendserie ‚Schloss Einstein‘ und sie war auch die Großmutter des Jungen, der an die frische Luft musste, in dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2018. Ursula Werner kann auf zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen zurückblicken, auch die Theaterbühne ist bis heute ihr zu Hause. Die Bandbreite ihrer Rollen ist groß. „Ich habe ein sehr erfülltes Berufsleben“, zeigte sich die 1943 in Eberswalde geborene Schauspielerin Ursula Werner im Rahmen des 301. Filmgespräches im Potsdamer Filmmuseum zufrieden.

Dabei berichtete sie im Interview mit Knut Elstermann von ihren Dreharbeiten zum Andreas-Dresen-Film „Wolke 9“. Der Film entstand 2008 und erzählt von Schmetterlingen in älteren Bäuchen: zwei Senioren haben sich ineinander verliebt. Die damals 65-Jährige hatte die Hauptrolle in dem Film am Telefon von Dresen angeboten bekommen, erinnerte sie sich: „Ohne lange nachzudenken, habe ich Ja gesagt. Aber er hat mir noch eine halbe Woche Bedenkzeit gegeben, ob es denn bei dem Ja bleibt.“

Und bei dem Ja blieb es, denn Ursula Werner fand das Thema „Liebe und Sex im Alter“ wichtig. Vor 15 Jahren war dies stärker tabuisiert als heute. So sei es mutig vom Filmregisseur Andreas Dresen gewesen, die Erotik, die auch jenseits der 65 eine wichtige Rolle im Leben spielt, zu zeigen, ist sich Ursula Werner sicher. Denn Schmetterlinge im Bauch können Menschen aller Altersklassen „befallen“ und das sei doch schön. Letztlich geht es in dem Film um Menschen mit Konflikten. Entstanden sei ein sorgsamer Film, der auf genauen Beobachtungen beruhe, so Elstermann. Auch etliche erotische Szenen sind zu sehen, die Menschen zeigen, in deren Körper schon Leben eingeschrieben ist. „Und das muß man nicht verstecken, denn was gibt es da zu verheimlichen?“, fragte Werner, die von 1974 bis 2009 festes Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theater in Berlin war.

„Wolke 9“ wurde ein großer Erfolg. Für die beste weibliche Hauptrolle erhielt Werner 2009 den Deutschen Filmpreis. Auch bei den Filmfestspielen in Cannes war der Film nominiert. Anfänglich für eine Palme vorgesehen, aber jemand mischte sich ein, weshalb der Film vertrieben worden sei. „Das war gemein, wir waren ja vorgesehen für den Wettbewerb, Dresen wollte schon absagen“, erinnerte sich Werner. Aber dann erhielt der Film in Cannes den Coup-de-Cœur-Preis, den Preis der Herzen. Zehn Minuten lang währte der Beifall, nachdem der Film gezeigt worden war.

Ursula Werner ist mittlerweile 80 Jahre alt und übernimmt immer noch größere wie kleinere Rollen sowohl im Film als auch auf der Theaterbühne. „Was ist das Lebensgeheimnis für soviel Energie?“, fragte Knut Elstermann.

„Ich bin frei von Zynismus, ich habe Freude daran, sämtliche Krankheiten abzulehnen“, so Ursula Werner, die in Berlin im Prenzlauer Berg mit sieben Katzen lebt.

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