Diesen Schlüssel hat jeder Unternehmer

Personalexperte Reiner Huthmacher – Foto: Huthmacher & Partner

Er ist ein ausgewiesener Fachmann rund um die Themen Mitarbeitergewinnung, Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation und begleitet deutschlandweit Unternehmer, tragfähige Lösungen zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften zu entwickeln. Ein Thema, das so aktuell wie herausfordernd ist. Wie zum attraktiven Arbeitgeber werden? Das fragten wir den Personalexperten Reiner Huthmacher.

Keine Schwarzmalerei, sondern mit Fakten belegt: Bis zum Jahr 2040 werden 5,4 Millionen Menschen auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Trifft das alle Branchen?
Ja, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. KI und andere neue Technologien oder die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland allein werden das nicht auffangen. Wer es heute nicht schafft, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, bekommt morgen ein Problem.

Machen Sie einen Unterschied zwischen Fach- und Arbeitskräften?
Nein, an beiden Stellen herrscht Not in Deutschland, gebraucht wird beides.

Sie haben sich als Experte für Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung in ein neues Berufsfeld erschlossen. Fand das Thema Sie? Oder Sie das Thema?
Mein beruflicher Ursprung liegt im Versicherungsbereich und hier hatte ich das Glück, frühzeitig in die Beratung von Unternehmern einzusteigen. In den letzten Jahren wurde der Fach- und Arbeitskräftemangel zum Dauerbrenner-Thema. Das Schlüsselerlebnis war dann die Flutkatas-
trophe im Ahrtal im Juli 2021, die auch mein Leben verändert hat. Zu den vielen Unternehmen, die nach dem Ereignis nicht selten bis über ihre Kräfte hinaus für die Beseitigung der Schäden gearbeitet haben, gehörte ein Elektroinstallateur-Betrieb. Der Inhaber kam ein halbes Jahr nach der Katastrophe auf mich zu und bat mich um Unterstützung. „Ich möchte meine Belegschaft wertschätzen. Bestimmt hast du eine coole Idee“, waren seine Worte. Wir nahmen uns eine Stunde Zeit und analysierten die Belegschaft.

Der Umschlag mit Geld war nicht die Lösung?
Genauso wenig wie Gutscheine fürs Fitness-Studio. Schnell merkten wir beim Brainstormen, wie wichtig Benefits rund um die Gesundheitsvorsorge sind. Wer heute Mitte 40, Anfang 50 ist, hat schließlich noch ein langes Arbeitsleben vor sich. Als die „coole Idee“ geboren war, bat mich der Unternehmer,
dies seiner Belegschaft zu präsentieren. Und so ging ich mit Beamer und Leinwand in seinen Handwerksbetrieb, der selbst ein halbes Jahr vorher 1,80 Meter unter Wasser gestanden hat. Das positive Feedback, das der Unternehmer bekam, ließ in mir die Gewissheit reifen, dass es wirksame Möglichkeiten gibt, Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität nach vorn zu bringen.

Wie genau geht das? Oder anders gefragt: Warum klagen alle über Fachkräftemangel, während einige Unternehmen ihre Teams mühelos mit den besten Talenten füllen?
Geld allein zieht keine Top-Talente an. Am Ende entscheidet, wie sichtbar ein Unternehmen und wie attraktiv es als Arbeitgeber ist. Dazu hat jeder Unternehmer den Schlüssel in der
Hand.

Welche Türen schließt dieser Schlüssel auf? Sie haben in vier Jahren 250 Unternehmern aus 50 Branchen in ganz Deutschland erfolgreicher gemacht.
Die Roadmap umfasst sechs Schritte. Am Anfang steht der „heiße Stuhl“ für den Unternehmer rund um den Ist-Zustand der Arbeitgeberattraktivität. Hier gibt es Fragen wie: Was tun Sie für Ihre Belegschaft? Wie belohnen Sie Arbeitsnehmertreue? Das öffnet den Blick von außen auf das Unternehmen. Der zweite Schritt ist das Belegschaftsporträt, in dem wir gemeinsam die Schnittmenge dessen erarbeiten, was die Mitarbeitenden wertschätzen. Dem folgt ein Konzept, das auf der einen Seite die Maßnahmen fixiert, die die Belegschaft maximal begeistern, und auf der anderen die Attraktivität für Bewerber aufzeigt. Bis hierher ist meine Arbeit kostenfrei, die Investition ist Zeit.

Und dann wird’s spannend oder anstrengend?
Meist beides. Wir werden anschließend zu Stalkern des Unternehmens und schauen es uns auf allen Ebenen und allen Portalen an und bekommen so ein Bild, wie es ein Bewerber wahrnimmt. Dabei werden schnell aus blinden Flecken Handlungsfelder.

Warum ist Ihre Leistung bis hierin kostenfrei?
Auf dem Fachkräftemangelmarkt sind so viele Unternehmen unterwegs, die Dinge versprechen, die sie nicht halten und da wurde in den letzten Jahren sehr viel verbrannte Erde hinterlassen und Geld zum Fenster herausgeworfen. Vor dem Hintergrund war es mir wichtig, ein seriöses Angebot zu platzieren, bei dem meine Mandanten eine vollständige Lösung aufgezeigt bekommen, die sie entweder dann allein oder mit unserer Unterstützung umsetzten.

Was folgt ab Schritt vier?
Der Schritt vier ist, sichtbar zu machen, wie attraktiv das Unternehmen ist: Wir richten den Scheinwerfer auf die goldenen Nuggets. Der nächste Schritt ist die Kommunikationsstrategie und schließlich als Schritt 6 die ständige Überprüfung der Ergebnisse, was im Hamsterrad des alltäglichen Geschäftslebens wichtig ist.

Wie kann das konkret aussehen?
Ein Beispiel: Gesundheitsdienstleistungen stehen heute auf Platz zwei der Wunschliste von Arbeitnehmern (Platz 1 ist Urlaub und Homeoffice). Wenn ein Unternehmen in seine Stellenanzeige schreibt: „Die Gesundheit unserer Belegschaft liegt uns am Herzen, deshalb bieten wir …“ werden sich die Mitbewerber die Augen reiben. Übrigens bieten nur fünf Prozent aller deutschen Unternehmen auf diesem Gebiet überhaupt Vorteilsleistungen an.

Welche speziellen Benefits sorgen dafür, dass sich Mitarbeiter wertgeschätzt und abgesichert fühlen?
Dinge, die für die Belegschaft und Bewerber spannend und anziehend sind. Das gleicht einer Trüffelsuche und ist ohne Analyse – unser Schritt 2 – nicht zu bewältigen. Alle Generationen suchen nach Wertschätzung, Stabilität und Verlässlichkeit, nur ist der konkrete Bedarf unterschiedlich. Häufig werden gerade die Bedürfnisse der Kollegen mittleren Alters vernachlässigt. Hier greifen Benefits wie Zahnersatz, Chiropraktiker, Osteopath, während bei jüngeren Mitarbeitern beispielsweise der Elektroroller oder das Lastenrad passen. Nicht zu vergessen sind das breite Feld der Altersvorsorge, flexible Arbeitszeitmodelle oder die betriebliche Krankenversicherung. Es gibt keine Rangliste – es gibt nur die individuell zugeschnittenen Vorteile, die das Leben verbessern.

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