
Sie hämmern, planen, fließen, schrauben, bohren, managen, bauen, gestalten … und kämpfen nicht selten gegen Vorurteile: Frauen im Handwerk. Etwa ein Drittel der 5,45 Millionen Beschäftigten in handwerklichen Berufen sind Frauen. Wir stellen tatkräftige und engagierte Spitzenkönnerinnen vor
und zeigen, wie vielfältig Handwerks-Alltag ist.
Ausblick Richtung Zukunft

Eigentlich wollte Tanja Čujić Medizin studieren, aber der lange Weg bis in die Arztpraxis hielt sie ab. Und dann war da noch die Bitte um Hilfe ihres Vaters, der 1981 in Berlin die ČUJIĆ Gebäudedienste GmbH gegründet hatte. „Da kam ich gerade in die Schule und habe so hautnah erlebt, was Handwerk bedeutet und wie viel Kraft meine Eltern investierten“, erinnert Tanja Čujić. Sie entschied sich für ein Studium an der TU Berlin, das sie als Diplom-Kauffrau abschloss. Gedrängt zu einer Entscheidung für die eigene Firma haben sie ihre Eltern nie, bereut hat sie diese genauso wenig. Heute leitet sie gemeinsam mit ihrem Bruder das Familienunternehmen in zweiter Generation, in dem rund 160 Mitarbeiter ein breites Leistungsportfolio abdecken. Zu den klassischen Reinigungsmaßnahmen kommen viele weitere Serviceleistungen wie Fassadenreinigung, Parkettschleifen, Winterdienst, Schädlingsbekämpfung, interne Umzüge … „Wir haben erkannt, dass es viele Firmen schätzen, wenn sie die Dienstleistungen rund um die Immobilie aus einer Hand bekommen“, weiß die Firmenchefin, die sich schon frühzeitig in verschiedenen Gremien der Interessenvertretung des Handwerks engagierte. Heute ist sie Vorstandsmitglied im Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sowie als Arbeitgebervertreterin im Vorstand der Handwerkskammer Berlin tätig. „Mir war von Beginn an wichtig, das Image meiner Branche aufzupolieren und die Wertschätzung für diese Arbeit zu erhöhen“, so die Berlinerin, die darauf verweist, wie entscheidend das Ehrenamt für das Handwerk ist. „Die Prüfungen werden von Ehrenamtlern abgenommen. Sie sichern den Fachkräftenachwuchs“, berichtet Tanja Čujić, die sich zugleich dafür einsetzt, „dem ganzen Handwerk eine Stimme zu geben: gegenüber der nächs-
ten Generation, der Gesellschaft und der Politik. Dazu gehört für mich, das Handwerk als zukunftsfähigen modernen Wirtschaftszweig mehr denn je zu profilieren.“
www.cujic.de
Die Bindungs-Spezialistin

„Handwerk ist das Werk der Hand, beseelt vom Herzen, geleitet vom Verstand, deshalb sind seine Spitzen mit der Kunst verwandt.“ Das Zitat in akkurater altdeutscher Frakturschrift hängt in der Werkstatt von Buchbindermeisterin Grit Wenig in Berlin. „Ich habe gerade viel zu tun“, kommentiert die erfahrene Meisterin die Stapel aus Büchern und Mappen ringsum. Jedes einzelne Stück geht durch ihre Hände. „Es ist ein Handwerk, das traditionelle Techniken und Werte bewahrt“, beschreibt sie ihre Arbeit, die sie seit 40 Jahren liebt. „Jeder Auftrag anders, jeder aber erfordert mein Wissen und Können. Ich habe in der Schweiz Kurse besucht, um historisch wertvolle Bücher und Archivbände buchbinderisch zu restaurieren. Aber auch ein altes Kochbuch der Oma, die aufgeschriebene Familienhistorie landen auf meinem Arbeitstisch. Ich binde wissenschaftliche Arbeiten, Präsentationen von Agenturen, Speisekarten und natürlich Hochzeitszeitungen“, so die Vorsitzende des Vereins Berliner Buchbindermeister 1849. Bibliotheken, Museen, Agenturen, Privatpersonen, verschiedenste Dienstleister, Pressehäuser und Ämter gehören zu ihren Kunden. Sogar beim Regieren ist das Handwerk gefragt, denn alle Ernennungs- und Entlassungsurkunden für Bundesminister sowie Auszeichnungsmappen für das Bundesverdienstkreuz werden von Grit Wenig geprägt und gebunden. Nachwuchssorgen? „Ich bilde seit vielen Jahren aus. Ihre Auszubildende Anne-Marie steckt mitten in ihren Abschlussprüfungen und hat gerade in der Schweiz einen Ausbildungs-Wettbewerb mit ‚sehr gut‘ absolviert“, freut sich die Berlinerin. In ihrer Familie liegen Handwerk und Industrie dicht zusammen. Sohn Richard Wenig führt in vierter Generation die Familientradition mit einer Industriebuchbinderei fort.
www.wenig-berlin.de
Filmreife Leistungen

Studieren, ja. Aber was? Ihr Vater öffnete Hanna Varga den Gedankenweg, sich mit Handwerk zu beschäftigen und verwies auf die Familientradition. „Mein Großvater war Tischler“, begründet die junge Frau ihre Entscheidung für den Beruf. Im Jahr 2016 begann sie ihre dreijährige Ausbildung zur Tischlerin im Art Department Studio Babelsberg. Geschichtsträchtiger Boden, denn seit über 100 Jahren werden auf dem rund 40 Hektar großen Areal in Potsdam-Babelsberg Filme gedreht. Alle brauchen Dekorationsbauten, die so realitätsnah wie möglich in die Welt der erzählten Geschichten entführen. „Was mich von Anfang an faszinierte, war die Abwechslung, zu der gehört, dass wir ganz neue Dinge ‚erfinden‘ müssen“, berichtet Hanna Varga. Die Tischler-Meisterin arbeitet in einem Team von rund 70 hochqualifizierten Spezialisten, das auf der Grundlage von soliden Handwerksberufen Erfindergeist und Leidenschaft für Lösungen entwickelt, die es so noch nicht gab. Gefragt beim Film, aber auch beim Messebau, im Theater, bei Ausstellungen und Veranstaltungen. Im Arbeitsalltag der Tischlerin greifen uralte Handwerkstechniken – gelernt von den Ausbildern in den Werkstätten der Studios – und die Bedienung modernster computergesteuerter CNC-Maschinen ineinander. „Das Ergebnis entscheidet und das ist immer Teamwork“, weiß die 28-jährige Potsdamerin, für die das „Hineindenken in die jeweils aktuelle Aufgabe“ immer wieder eine Herausforderung ist, die sie mag. In ihrem Beruf arbeitet sie besonders eng mit den Kunstmalern, Stuckateuren und Mitarbeitern im 3D-Labor zusammen. Bei allem Respekt vor Schauspielern, aber die Basis für die „Traumfabrik Film“ gestalten die Handwerker mit ihrem Wissen, Können und Erfindergeist. Und manchmal schaffen es die Bauten der Werkstätten des Art Department Studio Babelsberg bis in den Abspann der Filme. Und so war Hanna Vargas Name in den Credits von „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes“ zu lesen, der im Jahr 2023 in die Kinos kam.
www.ad-sb.de
Alles klar: Klara Grün

Es ist wohl das Verblüffende an guten Ideen, dass sich alle fragen: Warum ist niemand schon früher darauf gekommen? So erging es auch Julia Seeliger und Luise Zaluski, als sie vor sieben Jahren beschlossen, ein Reinigungsunternehmen zu gründen, das konsequent nachhaltig arbeitet. Bereits während der Marktanalyse staunten sie, dass die 100%ig grüne Raumpflege ohne herkömmliche „Kraftreiniger“ eine echte Marktlücke war. Schnell stand für die beiden – branchenfremden – jungen Frauen fest: „Wenn wir gründen, dann richtig. Was für uns bedeutete, die Mitarbeitenden vernünftig zu bezahlen. Von Beginn an hatten wir das Ziel, wertschätzende und faire Arbeitsbedingungen im Niedriglohnsektor zu bieten“, erinnert sich Julia Seeliger, die heute „Klara Grün“ allein durch den Geschäftsalltag führt. In den ersten Monaten waren die beiden Gründerinnen selbst vor Ort, lernten, beobachteten, akquirierten, planten. „Aus dem Spaß wurde ein Unternehmen, das noch immer wächst“, berichtet Julia Seeliger, die weiß, „dass ‚Klara Grün‘ die Konsequenz aus einer Schieflage im Markt“ ist. Die bei allem im Fokus stehende ökonomische, ökologische und soziale Unternehmensausrichtung wurde zum langfristigen Wachstumsfaktor. Rund 60 Frauen und Männer arbeiten heute bei „Klara Grün“, alle mit Arbeitsvertrag, „Subunternehmen gibt es bei uns nicht“, so die Chefin. Die Kunden kommen aus allen Bereichen. Viele suchen zielgerichtet eine ökologische Reinigungsfirma, andere treiben schlechte Erfahrungen auf die Suche nach verlässlichen Alternativen. Inzwischen ist der fachliche Rat bei Unternehmen gefragt, die wissen wollen, wie die Balance von ökologisch-ökonomisch-sozial im Geschäftsalltag umgesetzt werden kann. Alles im grünen Bereich bei „Klara Grün“? Julia Seeliger holt tief Luft, ehe sie auf die Vergabepraxis von Reinigungsarbeiten in Kitas und Schulen zu sprechen kommt. Natürlich werden ökologische Kriterien abgefragt, aber … Grün ist eben mehr als eine Anstrichfarbe.
www.klara-gruen.de
Leidenschaft für Technik

Erfahrungen mit anmaßenden Macho-Sprüchen oder Vorurteilen? Angelina Hein verneint das und meint, dass sie sich dann zu wehren wisse. Doch es ist ihr bewusst, dass sie als Kfz-Mechatronikerin noch immer eine Ausnahme ist. „Im Berufsalltag spielt das keine Rolle, ob Frau oder Mann. Da sind wir ein Team, das gut zusammenarbeitet, sich gegenseitig unterstützt“, berichtet die 22-Jährige, die nach dem erfolgreichen Schulabschluss eine Lehre zur Kfz-Mechatronikerin in der Dinnebier Gruppe absolvierte und sich nach einem Probearbeitstag vor zwei Jahren für Audi Berlin am Standort Charlottenburg entschied. „Da hat alles gepasst“, meint sie zurückblickend. Angelina Hein konnte schon mit Schraubendreher und Steckschlüssel umgehen, als sie gerade lesen und schreiben lernte. „Ich habe meinem Papa geholfen, wenn’s am Auto was zu schrauben gab. Und das hat mir immer Spaß gemacht.“ Die Begeisterung blieb und motiviert sie täglich neu. „Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf, in dem solide Handwerksarbeit und High-Tech ganz nah beieinander liegen“, so die junge Berlinerin, die aus einer Handwerker-Familie kommt und kräftig zupacken kann. Wohin ihre berufliche Reise geht? „Genau weiß ich das noch nicht, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten“, antwortet die Mechatronikerin. Zum Alltag gehören regelmäßige Schulungen, schließlich ist der technische Fortschritt bei Autos ständig auf der Überholspur. Was sie jungen Frauen in Sachen Berufsorientierung rät? „Wer Technikinteresse hat, sollte dieser Leidenschaft unbedingt nachgehen. Dann merkt man schnell, dass Vorurteile nicht in die Zeit passen.“ Und manchmal wird es mit einem anerkennenden Blick belohnt, wenn eine junge Frau Kunden die technischen Raffinessen eines Autos erklärt oder die Räder nachzieht. Gekonnt ist gekonnt.
www.berlin-audi.de
Mit viel Gespür für Menschen

Ihre erste Kamera bekam Anne Mahn im Kindergarten von ihren Eltern. Das war der Beginn einer langen, innigen Beziehung, denn der Blick durch das Objektiv hat sie von da an nicht mehr losgelassen. Mit den Jahren wurde aus der kindlichen Begeisterung eine Leidenschaft, die später in einer hochwertigen Spiegelreflexkamera und vielen Stunden des Ausprobierens und Lernens mündete. Nach dem Abitur war für Anne Mahn klar: „Ich will mein Hobby zum Beruf machen“, erinnert sie sich. „Die Entscheidung für eine Ausbildung im Handwerk war genau das Richtige. Sie hat mir nicht nur das technische Rüstzeug gegeben, sondern auch gezeigt, was echtes Handwerk bedeutet: Präzision, Kreativität und ein gutes Gespür für Menschen. Und: Sie hat den Grundstein für meine Selbstständigkeit gelegt.“ Seit 2016 ist Anne Mahn Meisterin im Fotografenhandwerk und seit Oktober 2024 auch stolze Inhaberin eines eigenen Fotostudios. Das sorgt für viel Aufmerksamkeit, denn es befindet sich in einer alten Tankstelle am Stahnsdorfer Dorfplatz in der Wilhelm-Külz-Straße. Ein Ort voller Geschichte. Wo schon Matthias Schweighöfer, Alexandra Maria Lara, Kathrin Striebeck, Karoline Herfurth, Tom Beck oder das Top-Model Toni Garrn vor der Kamera standen, lässt nun Anne Mahn neue Erinnerungen entstehen. Die junge Handwerksmeisterin hat sich auf Peoplefotografie spezialisiert „Das, was mir am meisten am Herzen liegt: Menschen und ihre Geschichten. Ob Porträts, Familienfotos, Schwangerschaftsshootings oder Hochzeiten – ich liebe es, besondere Momente mit der Kamera einzufangen.“ Zudem bietet sie Businessfotografie von Innen- und Außenarchitektur über Produktfotografie bis hin zu Unternehmensportraits. Der Start in die Selbstständigkeit ist immer ein Wagnis, aber ihre Familie und die vielen Kunden, die mit einem glücklichen Lächeln ihr Studio verlassen, sind wichtige Mutmacher. „Das Handwerk liegt mir im Blut. Ich komme aus einer Handwerkerfamilie und weiß, wie wichtig Qualität, Ausdauer und Leidenschaft sind. Genau das bringe ich auch in meine Arbeit ein.“
www.amahnfotografie.de
Den richtigen Durchblick

„Mehr Kontakt zu Menschen und mit den Händen arbeiten“, begründet Katharina Pech ihre Entscheidung, das begonnene Studium nach der Geburt ihrer ersten Tochter an den Nagel zu hängen. Die Zukunftsgedanken wanderten in verschiedene Richtungen, am Ende entschied sich die Berlinerin für Augenoptik. Der Ausbildung folgte umgehend das Meisterstudium. 2008 übernahm sie die BRILLENkammer in Berlin-Friedrichshain – ein tief im Kiez verwurzeltes Fachgeschäft, das die Menschen aus der Nachbarschaft genauso schätzen, wie Kunden, die von weit herkommen.
Keine Angst vor der Billig- und Online-Konkurrenz? Katharina Pech, die ehrenamtlich im Vorstand der Augenoptiker- und Optometristen-Innung Berlin arbeitet, verneint vehement. „Meine Erfahrungen in der Welt und hier vor Ort belegen, dass Zeit für Kunden, für eine wirklich individuelle Beratung der richtige Weg ist. Zugleich gehören Reparaturen zu unserem Konzept. Wir stellen das Handwerk nach vorn“, so die Optikerin, die damit gemeinsam mit ihrem Team ein klares Zeichen gegen Wegwerf-Gewohnheiten setzt. Und sie belässt es nicht bei einer Nachhaltigkeits-Tat, denn als erstes Optik-Geschäft in ganz Deutschland hat ihr Geschäft 2022 einen Gemeinwohl-Bericht erstellt. Die weltweite Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) gibt Unternehmen den Werkzeugkasten in die Hand, umfassend nachhaltig zu handeln und „zeigte mir zugleich Verbesserungspotenziale“, bekennt Katharina Pech. „denn Gewinnmaximierung war noch nie das Ziel meines Arbeitens, wohl aber alles, das dazu beiträgt, das Leben für die Menschen ringsum zu verbessern.“ Dazu gehört für die engagierte Optikermeisterin auch, dass sie das Schaufenster ihres Ladens zur Bühne für Produkte aus kleinen Geschäften – die es in diesem Teil Friedrichshains noch viel gibt – macht. „Kiez-Connection“ nennt sie diese Grundeinstellung wirtschaftlichen Handelns – gemeinsam statt in Konkurrenz oder Gleichgültigkeit.
www.brillenkammer.de
Gut gerüstet

Ein männerdominierter Job? Sina Scheffler, Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Gerüstbau Scheffler GmbH mit Sitz im Brandenburgischen Plötzin bei Werder/Havel, verneint die Frage. „Es war ein männerdominierter Job“, antwortet die Gerüstbaumeisterin, die vor gut 20 Jahren im Unternehmen ihres Vaters begann, 2012 die Geschäftsführung und zehn Jahre später das Unternehmen übernahm. „Meine Anfangsjahre waren durchaus schwer. Ich musste darstellen, welche Berechtigung ich habe, diesen Beruf auszuüben. Das hat sich zum Besseren verändert. Es kommen viele junge Frauen nach. Das erlebe ich immer wieder beim Fachfrauen-Seminar der Bundesinnung“, berichtet Sina Scheffler, die gerade zum dritten Mal als Landesbevollmächtigte Berlin-Brandenburg in die Bundesinnung Gerüstbau gewählt wurde. Zudem zeigt sie als Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer Potsdam die volle Packung Leidenschaft für Beruf und Handwerk. Ihr erfolgreiches Unternehmen arbeitet hauptsächlich in Berlin und Brandenburg. Hinzu kommen Spezialgerüste, die viel Know-how verlangen. „Da sind wir deutschlandweit unterwegs“, sagt sie. Prägnante Beispiele sind die verschiedensten Tunnel- und Kraftwerksbauten sowie aktuell der Bau des Teilchenbeschleunigers in Darmstadt, einer gigantischen Forschungsanlage, die das Universum neu ergründen soll. Die Faszination für ihre Arbeit hat für die Firmenchefin noch eine weitere Dimension: „In unserer Branche arbeiten Menschen aus sehr vielen Nationen zusammen. Die Gerüstbauer sind wie eine riesige Familie.“ Ein Familienschatz ist das Wissen, denn „ich weiß, wie gut die Ausbildung im Handwerk hierzulande ist, die ist wirklich Gold wert. Viele Menschen brachten ihr Wissen ein, damit junge Menschen mit Hirn und Herz ihre Zukunft gestalten können.“ Hand auf Herz: Ist die Firmenchefin schwindelfrei? „Nicht unbedingt. Aber wenn ich auf guten Gerüsten stehe, fühle ich mich sicher.“
www.geruestbau-scheffler.de
Gelungener Generationswechsel

Häufig kommt erst ganz am Ende einer erfolgreichen Karriere als Unternehmerin oder Unternehmer die schwierigste Entscheidung. Die IHK bietet dazu immer wieder Veranstaltungen an… oder man eifert einfach dem Vorbild der Mohr Trocknungstechnik GmbH in Reinickendorf nach. Dort hat Tochter Jennifer von Mutter Gundula die Geschäftsführung vor Jahren übernommen. 1983 wurde die Trocknungsfirma „in einer Garage“ gegründet. 1988 wurde daraus die GmbH, so wie sie heute noch besteht. Nach der Wende bezogen sie das große Gebäude im Hinterhof der Saalmannstraße 11. Hier arbeiten 10 Angestellte. Beide Mohr-Damen legen großen Wert auf das Wort „Trocknungstechnik“. Es gehe dabei um einen umfangreichen und schnellen Service im Schadensfall. 2013 war Tochter Jennifer Mohr mit dem Studium „Business Administration“ fertig. Sie hatte sich zuvor die Welt angeschaut und studierte in Berlin, Istanbul und Dublin. In Südengland war sie für ein Praktikum bei einer Trocknungsfirme und habe „viel technisches Wissen gelernt“. Es gab dort vor allem Flutschäden. In der elterlichen Firma habe sie zwischendurch immer mal wieder gearbeitet. Gleich nach dem Studium trat sie im September 2013 neben ihrer Mutter in die Geschäftsführung ein. Ziemlich musste sie nach einem schweren Unfall der Mutter notgedrungen alles allein machen. Doch ihre Mutter kam wieder und auch das führte zu keinen Problemen, wie sie einmütig feststellen. Gundula Mohr zog sich dann 2019 aus der Geschäftsführung zurück und überließ der Tochter das ganze Feld: „Wir wussten, sie kann es.“ Ihr Mann, ursprünglich Bauleiter, war für die Technik zuständig, sie für die kaufmännische Leitung und die Geschäftsführung. Beide sind im Unternehmen mit ihrer Expertise heute noch gern gesehen, stehen aber als Ruheständler nicht mehr auf der Gehaltsliste. Auf die Frage, ob das Geschäft profitabel sei, gibt es von Tochter und Mutter unterschiedlich schnelle Antworten. Jennifer schießt mit einem „Ja“ hervor. Mutter Gundula, die der Tochter weiterhin bei den Zahlen hilft, folgt bedächtig mit einem etwas zögerlichen „Jaah“. Mehr wollen sie dazu nicht sagen. Dann lachen sie wieder gemeinsam und vermitteln den Eindruck, dass alles ziemlich gut laufe.
www.mohr-trocknungstechnik.de