Ökonomische Resilienz

Raúl Comesaña Macias, Managing Director BBF Gruppe

Wie können Unternehmen und Institutionen sich auf Krisen vorbereiten und diese überstehen? Dazu lieferte das Wirtschaftstreffen des BVMW richtungsweisende Empfehlungen und viele Best-Practice-Beispiele.

Mitte Mai lud der Regionalverband Berlin-Brandenburg des Bundesverbandes der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW) zu seinem Wirtschaftstreffen in die Potsdamer Schinkelhalle ein. Das alljährliche Highlight des Regionalverbandes stand unter dem Motto „Resilienz in der Wirtschaft – Herausforderungen und Lösungen“. Gastgeberin des Abends – BVMW-Regionalleiterin Birgit Derwanz-Dahlmann – freute sich, dass rund 100 Gäste aus Politik und Wirtschaft an der Netzwerk- und Fachtagungsveranstaltung teilnahmen.

Leistungswille und Wohlstand

Das Programm startete nach der offiziellen Begrüßung durch Birgit Derwanz-Dahlmann und Moderator Andreas Ulrich mit dem Vortrag von Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des BVMW. Er wies energisch darauf hin, dass sich in den nächsten vier Jahren in Deutschland vieles ändern müsse. Wenn es jetzt keine Wirtschaftswende gäbe, dann würden wir 2029 in einem anderen Land leben, führte Ahlhaus aus. Wirtschaft und soziale Sicherheit – das gehöre zusammen, denn wirtschaftlicher Erfolg garantiere sozialen Frieden und Zusammenhalt. Beides hätte jedoch in den letzten Jahren gelitten, so Ahlhaus. Der Mittelstand in Deutschland leiste einen wichtigen Beitrag für Demokratie, Freiheit und Wohlstand und wirtschaftlicher Erfolg sei dafür die Basis. Aber zu sagen ‚Dabei sein ist alles‘ und damit zu meinen, Wer gewinne, ist egal’, das funktioniere nicht – weder im Sport noch in der Wirtschaft. Vielmehr müsste Deutschland wieder lernen, nach Vorne kommen zu wollen, so dass es nicht länger nahezu Schlusslicht im Ranking des Wirtschaftswachstums der EU-Länder sei, erläuterte Ahlhaus.

Krisen bewältigen, handlungsfähig bleiben, Neues wagen

Sowohl Privatpersonen und Unternehmen als auch die öffentliche Verwaltung müssen in Krisen handlungsfähig bleiben. Passend dazu informierten René Helbig, Geschäftsführer der WSD aus Teltow, und Stefan Vito Hiller, Head of Blue Risk IQ, ein Tochterunternehmen der WSD Group, darüber, was es denn ausmacht, resilient zu sein.

Resilienz beschreibt die Fähigkeit, auf Unwägbarkeiten bzw. Krisen vorbereitet zu sein, während der Krise handlungsfähig zu bleiben und letztlich gestärkt aus ihr hervorzugehen. Und das bedeute auch, sich proaktiv auf sogenannte „Black Swan Events“ vorzubereiten – also auf seltene, unvorhersehbare und gravierende Krisen, die klassische Planungsansätze überfordern, stellte Hiller dar. Keinesfalls dürfe man davon ausgehen, dass ausgerechnet man selbst vor Problemen jedweder Art – von Stromausfall bis Cyberangriff – verschont bliebe. Vielmehr müsse man sich der komplexen Risiken bewusst sein, so Stefan Vito Hiller. „Durch gezielte Maßnahmen können Unternehmen ihre Fähigkeit stärken, auch in solchen Extremsituationen schnell, flexibel und handlungsfähig zu bleiben – um Schäden zu minimieren und den Fortbestand des Geschäfts zu sichern.“

Cyber-Crime und Geothermie

Gerade im Hinblick auf potentielle Cyberrisiken machte Denny Speckhahn, Leiter Ermittlungen Cybercrime im LKA Brandenburg, in seinem Experten-Inside deutlich, dass es im digitalen Zeitalter auf Cybersecurity und Wirtschaftsschutz gemeinsam ankäme. Und das fange schon bei der Wahl eines sicherheitsorientierten Passwortes an.

Auch Christiane Preuss, Geschäftsführerin der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), führte in ihrem Best-Practice-Vortrag aus, wie sich die EWP im Rahmen der Energie- und Wärmewende mit multiplen Risiken auseinander setzen musste. Dazu gehöre der steigende Energiebedarf und die gleichzeitige Sicherung der Energieversorgung. „Wir haben Sprünge in den Bedarfszahlen, das haben wir dreimal nachgerechnet, weil wir sie nicht glauben konnten“, so Preuß. Das kommunale Unternehmen setzt daher auf Dezentralität und auf Geothermie in der städtischen Energieversorgung.

Unternehmertum stärken

Aber was würde eigentlich passieren, wenn in den folgenden Jahren viele Unternehmen, die zur Nachfolge anstehen, keine passenden Nachfolger finden? Dann würde eine große Leerstelle entstehen, stellte Raúl Comesaña M., Geschäftsführer BBF Bau GmbH fest. Der örtliche Fußballverein hätte keinen Sponsor mehr, handwerkliche oder pflegedienstliche Tätigkeiten wären nicht mehr vor Ort beheimatet, von fehlenden Gewerbesteuereinnahmen ganz zu schweigen.

Es käme also darauf an, unternehmerisches Denken und damit Unternehmertum zu fördern, so Raúl Comesaña in seinem Expertenvortrag, um wirtschaftlich erfolgreich und resilient zu bleiben. Daher müsse man gerade jungen Menschen erklären, dass sie sich selbständig machen können, dass es erlaubt ist, Fehler zu machen und zu lernen. Nur mit einer soliden Unternehmensbasis, die sich stetig verjünge, könne der Wohlstand im Land erhalten bleiben.

Neben dem Fort- und Weiterbildungsaspekt stand auch bei diesem Wirtschaftstreffen die Vernetzung untereinander im Mittelpunkt. Zielführende Gespräche ergaben sich bei vielen kulinarischen Köstlichkeiten.

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