25 Jahre Potsdamer Augenklinik im Graefe-Haus

Dr. Rasch erklärt einer Patientin die vorgeplanten (navigierten) Laserherde - Fotos: Potsdamer Augenklinik im Graefe-Haus

1992 nahm das Team um Dr. Rasch in der Potsdamer Hans- Thoma-Straße die ersten ambulanten Augenoperationen in den Neuen Bundesländern vor. Nun feiert die Klinik mit dem Augen-Laser-Zentrum 25. Geburtstag.

Begonnen hatte es in den frühen 1980er-Jahren, als Dr. Volker Rasch neben seiner Tätigkeit am Potsdamer Klinikum in den Räumen seines Elternhauses in Falkensee eine Produktion von künstlichen Augenlinsen anstrebte. Noch in der DDR wurde 1990 die offizielle Betriebserlaubnis zur Herstellung von Intraokularlinsen erteilt. Doch bereits kurz nach der Wende wurde das bisherige Konzept komplett geändert und nun ein geeignetes Gebäude für die Möglichkeiten einer ambulanten Augenchirurgie gesucht. In der Potsdamer Hans- Thoma-Straße konnten dann bereits nach 9-monatiger umfangreicher Sanierung verschiedene Praxen und Gewerke ihre Tätigkeit aufnehmen. Namenspate Albrecht von Graefe gehörte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Begründern der modernen Augenheilkunde in Europa. In Beisein seiner Urenkelin, Blida Heynold von Graefe, wurde das Graefe- Haus am 12. Oktober 1991 offiziell seiner Bestimmung übergeben. Das der Historie angepasste Ambiente-Konzept der Praxisräume wurde in den anderen Bereichen des Hauses fortgesetzt, zu denen heute Pension, Café und Restaurant gehören. "

Aufbauend auf der augenärztlichen Grundversorgung entfaltete sich im Laufe der Jahre ein umfangreiches Angebot an konservativen wie operativen Leistungen. Neben der eigentlichen ärztlichen Tätigkeit entwarf Dr. Rasch bereits seit den 70er-Jahren neue technische Konzepte und Lösungen, die er meist zum Patent anmeldete. Ein großer Gewinnn war für ihn eine jahrelange Zusammenarbeit und Freundschaft mit einem der führenden Köpfe in der DDR auf dem Gebiet der Optoelektronik, Prof. Jürgen Waldmann. Sie entwickelten zusammen unter anderem die Idee, ganz unterschiedliche Augenuntersuchungen in einem Gerät zu kombinieren. Sie nannten es „Multifunktional-Diagnostik“. Doch leider war die Zeit dafür noch nicht reif. Erst viel später entstanden in westlichen Ländern aufgrund verbesserter Computertechnik solche Kombinationssysteme.

Dr. Rasch, Nobelpreisträger Prof.Gerard Mourod und Dr. Korn (v. links) anlässlich der Nobelpreisverleihung 2018 in Stockholm

Eine ganz andere Idee hatte Dr. Rasch als Operateur. Wie die Blende klassischer Fotoapparate wirkt die Iris des Auges mit der Pupille als Blende für schärferes Sehen. Fehlt sie oder hat sie größere Defekte, durch Unfall, Krankheit oder angeboren, gibt es keine scharfe Abbildung auf der Netzhaut. War bei einem Patienten mit Irisdefekten als Operation ein Linsentausch (Kataraktoperation) vorgesehen, so die neue Idee von Dr. Rasch, sollte während des Eingriffes gleich eine Blende neuer Bauart mit an den Bestimmungsort der Kunstlinse, in den Kapselsack, implantiert werden. Die Blenden waren kleiner und hatten keine Nebenwirkungen auf andere Strukturen des Auges. Die erste Operation dieser Art fand allerdings nicht in Potsdam, sondern in seinem Beisein in New York statt. Nachdem die Potsdamer Klinik in der Folgezeit dann auch mehrere Patienten mit den verschiedenen Kapselspannringen versorgte, erhielt Dr. Rasch einen Oscar der ASCRS, des amerikanischen Kongresses für Augenchirurgie. Kapselspannringe mit Iris- und Kolobomblenden werden inzwischen von mehreren Firmen hergestellt und weltweit implantiert.

Eine der Spezialgebiete der Klinik sind Operationen für ein „Sehen ohne Brille“, ob per Laser oder eingesetzten Kunstlinsen. Die Anwendung des Femtosekundenlasers für die Präparation des Hornhautflap bei der LASIK-Operation warf bei Dr. Rasch 1999 die Frage auf, ob man nicht mit der gleichen Laser-Technik auch die Hornhautschnitte und Bearbeitung der Linse bei der Kataraktoperation vornehmen könne. Fachliche Unterstützung bei der Erarbeitung des Konzeptes erhielt Dr. Rasch von dem Kleinmachnower Physiker Dr. Georg Korn, der Jahre zuvor in den USA mit Prof. Gerard Mourou die ersten Untersuchungen und Publikationen zum Femtosekundenlaser gemacht hatte.

Nach einer Patentanmeldung durch Dr. Rasch folgte ein Kongressvideo mit der Darstellung des Konzeptes. Nachdem sich jahrelang weder Industrie noch Medizin für dieses Verfahren interessierten, wurden erst 2010 Laser für die Kataraktchirurgie präsentiert, gleich von drei Firmen. 2014 entschied sich die Potsdamer Augenklinik für den LensAR aus den USA, mit dem hier jetzt fast jeder vierte Patient operiert wird. Für die Entwicklung des Femtosekundenlasers erhielt 2018 Prof. Gerard Mourou zusammen mit der Kanadierin Donna Strickland den Nobelpreis für Physik. Dr. Rasch und Dr. Korn gratulierten persönlich in Stockholm.

In vielfältiger Weise engagiert sich die Potsdamer Augenklinik in gesellschaftlichen und sozialen Belangen. Hier wurden zwischen 2002 und 2017 über 200 Spitzenathleten über eine Partnerschaft mit der Deutschen Sporthilfe operiert. Bei mehreren Olympischen Spielen erfolgte eine Betreuung vor Ort. Langjährige Kontakte verbinden die Klinik mit dem SC Potsdam und dem Kanuklub, seit 2019 mit der Volleyball-Bundesliga.

Auch in sozialen Fragen ist die Potsdamer Augenklinik im Graefe-Haus engagiert. Es gibt mehr als 37 Millionen blinde Menschen weltweit. Die Potsdamer unterstützten den Verein „Vision for Puma“, um so in Tansania langfristig die augenärztliche Versorgung zu verbessern.

Und ganz aktuell? Ein hoher Anteil der Bevölkerung ist von AMD, der altersbedingten Makuladegeneration, betroffen. Für diese Erkrankung haben die Potsdamer 2019 ein eigenes Konzept entwickelt. Das diagnostische Spektrum wie die Behandlungsmöglichkeiten wurden erweitert. So können nun Behandlungen beispielsweise digital und halbautomatisch navigierend vorgenommen werden.

Die „digitale Innovationsoffensive“ hat im Albrecht-von-Graefe-Haus längst begonnen.