Ein Blick in die Seele

v. l. n. r.: Kerstin Kosanke (Geschäftsführerin LAND BRANDENBURG LOTTO GmbH), Agata Szymanska-Medina (Preisträgerin), Dagmar Ziegler (Bundestagsvizepräsidentin) und Ulrike Kremeier (Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst) | Fotos: privat

Einmal im Jahr vergibt die LAND BRANDENBURG LOTTO GmbH (LBL) den „Kunstpreis Fotografie“. Diesmal fand die öffentliche Preisverleihung mit anschließender Ausstellungseröffnung am 18. August im museum FLUXUS+ in der Potsdamer Schiffbauergasse statt. 

Die Jury hatte in diesem Jahr 228 Bewerbungen zu sichten – keine leichte Aufgabe, der sich Ulrike Kremeier, Direktorin Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Katharina Mouratidi, Künstlerische Leiterin f3 – freiraum für fotografie, Berlin und der freie Fotograf und Künstler Manfred Paul aber gerne angenommen haben. Ihre Wahl fiel auf Ingar Krauss, der für die Bilderserie „Die Solitären“ den Kunstpreis Fotografie 2021, der mit 10.000 Euro dotiert ist, erhielt. Seine Bilder zeigen einen Ausschnitt aus einer fortlaufenden Arbeit über alleinlebende Männer in der Nachbarschaft des Fotografen. Die Jury dazu: „Das Spektakuläre der Serie ist die sensible Unaufgeregtheit, die (…) ein zunehmendes Problem menschlicher Existenz thematisiert: die Einsamkeit.“ 

Die Bilder „Lost Paradise“ von Agata Szymanska-Medina zogen die Besucher magisch in den Alltag der Köhler hinein

Darüber hinaus wurden zwei Förderpreise – jeweils mit 5.000 Euro dotiert – ausgelobt. Der eine Preisträger ist Andréas Lang. Seine Arbeit „LAGOS. Eine Geschichte des Verschwindens“ entstand 2017 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Lagos. Die Begründung der Jury lautete: „Bildkonstituierend ist, dass der Fotograf zwar immer nah dran, aber nie mittendrin ist und die Bilder daher nicht den leisesten Hauch eines Authentizitätsanspruchs stellen.“ 

Die andere Geehrte ist Agata Szymanska- Medina. Die Fotos, der in Polen geborenen Wahlberlinerin mit dem Titel „Lost Paradise“ haben gleichermaßen die an wesenden Gäste, als auch die Jury besonders beeindruckt. Die Bilder ihrer Doku- Reihe zeigen eine Gruppe Holzköhler, die in den ostpolnischen Karpaten unter sehr kargen Bedingungen ohne fließendes Wasser und Strom das ganze Jahr überleben müssen. Unter den schwersten Bedingungen und einfachsten Mitteln stellen sie Holzkohle her, die nach Westeuropa, vor allem nach Deutschland, exportiert wird. Dieses Lager ist einer der letzten Orte, wo auf diese Weise Holzkohle verbrannt wird. Die Bilder zeigen diese „verbrannten“ Menschen mit all ihren Schwächen, die trotzdem versuchen, ihr Glück zu finden. „Die Bilder ziehen uns magisch hinein in den Alltag der Köhler, die die Öfen rund um die Uhr bedienen. Die gekonnte Komposition der Fotografien sowie die gezielt eingesetzte Lichtführung unterstreicht die Härte der Arbeitsbedingungen. Den aufsteigenden Rauch der Holzöfen, dessen gesundheitsschädliche Auswirkungen man förmlich zu spüren meint, nutzt Agata Szymanska- Medina als dramatisches und wiederkehrendes Element der Bildkomposition (…) in Szene setzt“ – so die Begründung der Jury. Die LAND BRANDENBURG LOTTO GmbH (LBL) setzt sich seit 1993 im Sinne einer gesellschaftlichen Verantwortung für die Gegenwartskunst ein, um damit zur Vielfalt und Vitalität des Kunstschaffens insgesamt beizutragen. Kunst wird als ein Stück „Lebensqualität“ begriffen. Sie belebt, weckt Neugier, beflügelt den Dialog und schafft somit ein Kommunikationsforum zwischen Unternehmen und Gesellschaft. Nach Katalogförderungen bis 1998 und der Vergabe von Arbeitsstipendien für Fotografie von 1999 bis 2003 rief Lotto Brandenburg 2005 den „Kunstpreis Literatur Fotografie“ ins Leben, der bis 2016 jährlich vergeben wurde. Seit dem Jahr 2017 stärkt die LBL ihr Forum für das fotografische Schaffen im Kulturraum Berlin-Brandenburg.